Das Wichtigste auf einen Blick:

Disziplin leitet sich vom lateinischen Wort “disciplina” ab und bedeutet Schule, Unterricht, Wissenschaft oder (militärische) Erziehung. Heute bezeichnet der Begriff das Einhalten von Vorschriften, die von einer Autorität vorgegeben werden.
Selbstdisziplin bedeutet, sich selbst langfristige Ziele zu setzen, an ihnen festzuhalten und Ablenkungen zu widerstehen.
Selbstdisziplin benötigst du sowohl im Alltag als auch beim Leistungssport oder deiner Karriere.
Um deine Selbstdisziplin zu steigern, suchst du gezielt Herausforderungen und gehst an deine Grenzen.

Wer seine Ziele erreichen möchte, braucht dafür in der Regel nicht nur Talent, sondern vor allem Selbstdisziplin – egal ob es um Erfolg bei der Bewerbung, der Karriere oder im Sport geht. Sie hilft uns dabei, Ablenkungen zu widerstehen und bis zum Schluss durchzuhalten. Was Selbstdisziplin bedeutet und wie du sie bekommst, erfährst du hier.

Disziplin: Definition

Römische Lektion übt sich in Selbstdisziplin
Wenn die Römer von Disziplin sprachen, ging es meist um die Erziehung im Militärdienst.

Disziplin leitet sich vom lateinischen Wort “disciplina” ab und hat eine ganze Reihe von verschiedenen Bedeutungen. Dazu gehören unter anderem Schule, Unterricht und sogar Wissenschaft, aber auch die militärische Erziehung. Bei einer disziplinierten Person – dem “discipulus” – handelt es sich demzufolge um einen Schüler oder einen Lehrling, der die Anweisungen seines Vorgesetzten umsetzt.

Dieses Verhältnis spiegelt sich auch in der heutigen Bedeutung des Begriffs wieder. Disziplin meint in der Regel das Einhalten von Vorschriften und Richtlinien, die von einer Autorität – zum Beispiel einem Ausbilder – stammen.

Eine erfahrenere Person gibt Regeln vor und eine weniger Erfahrene hält sich an sie, um etwas zu lernen oder ein Ausbildungsziel zu erreichen.

Was aber, wenn niemand anderes, sondern wir selbst diese Regeln festlegen? In diesem Fall sprechen wir von Selbstdisziplin.

Selbstdisziplin: Was bedeutet das?

Wenn wir selbstdiszipliniert sind, spielen wir sozusagen beide Rollen: die des Schülers und die des Lehrmeisters. Regeln und Ziele geben wir uns selbst vor. In schwachen Momenten übernehmen wir die Kontrolle über uns und stellen sicher, dass wir kurzfristigen Ablenkungen standhalten, um unser langfristiges Vorhaben nicht zu gefährden.

Dabei muss es sich natürlich nicht um eine Ausbildung handeln: Jedes langfristige Ziel kommt infrage, egal ob es um deine Karriere, dein Selbstbewusstsein oder deine Fremdsprachenkenntnisse geht.

Beispiele für Selbstdisziplin

Du möchtest dich gesünder ernähren und beschließt, ein paar Kilo abzunehmen. Dein langfristiges Ziel ist es, drei Kilo zu verlieren. Auf deinem Weg zum Erfolg gibt es jedoch viele Ablenkungen und Hindernisse – zum Beispiel Belohnungen wie kleinere Naschereien oder das Aufschieben von Trainingseinheiten.

Häufen sich diese Ausnahmen, rückt dein Ziel in weite Ferne. Damit du es nicht aus den Augen verlierst, musst du den Versuchungen widerstehen und deine Selbstdisziplin unter Beweis stellen.

Diese Lebensbereiche erfordern ebenfalls Willensstärke, Willenskraft, Selbstkontrolle und Disziplin:

Leistungssport: Talent ist ganz bestimmt wichtig, um sportliche Höchstleistungen zu erbringen. Viel zentraler ist allerdings das entsprechende Durchhaltevermögen. Nur so bleibst du am Ball und schaffst es, deine bisherigen Leistungen zu übertreffen. Aus diesem Grund gehört Selbstdisziplin vor allem für Leistungssportler zu den wichtigsten Grundvoraussetzungen.
Alltagsaufgaben: Auch im Alltag benötigen wir häufig Disziplin, um unsere tägliche Pflichten zu erfüllen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es um das Putzen der Wohnung oder um wichtige Anrufe geht – über einen längeren Zeitraum sammeln sich Kleinigkeiten an und werden so schnell zur unbezwingbaren Herkulesaufgabe. Hier hilft nur eines: Selbstkontrolle beweisen und am Ball bleiben.
Verhaltensänderung: Wer sich neue Gewohnheiten aneignen oder alte ablegen möchte, steht mitunter vor einer schwierigen Aufgabe. Je tiefer der Einschnitt in unseren Alltag, desto komplizierter fällt es uns häufig, Verhaltensweisen zu ändern – zumindest ohne die nötige Willenskraft.
Bewerbung: Wenn du dich bewirbst, dauert es in der Regel etwas, bis du eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhältst. Häufig schreibst du unzählige Bewerbungen und erhältst beinahe ebenso viele Absagen, bis sich die ersten Erfolge einstellen. Bis dahin brauchst du vor allem Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen. Sie helfen dir, trotz Absagen und Rückschlägen an deinem Ziel festzuhalten.
Karriere: Verbissenheit macht sich auch bei deiner beruflichen Laufbahn bezahlt. Wer seine Ziele hoch ansetzt und sich nicht entmutigen lässt, hat es häufig einfacher, Aufgaben gewissenhaft zu erledigen. So überzeugst du deinen Vorgesetzten und bringst dich in eine bessere Verhandlungsposition für Beförderungen und Lohnerhöhungen. Alles was du brauchst, ist die nötige Selbstdisziplin.

Wer besitzt Selbstdisziplin?

Einigen Menschen scheint es nichts auszumachen, sich selbst zu disziplinieren. Impulsives Verhalten ist ihnen fremd. Stattdessen richten sie die Augen auf ihr Ziel und treiben sich ständig zu neuen Höchstleistungen an. Anderen Menschen fällt es dagegen deutlich schwerer, sich aufzuraffen und Versuchungen zu widerstehen.

Häufig sehen wir besonders willensstarke Personen und bewundern sie für ihre Leistungen. Von ihrem harten Weg zum Erfolg bekommen wir dagegen kaum etwas mit. So entsteht mitunter der Eindruck, dass einige Menschen einfach willensstark sind und andere eben nicht.

Sicher gibt es unterschiedliche Veranlagungen und Fähigkeiten. Das bedeutet allerdings nicht, dass es unmöglich ist, Einfluss auf unsere Willenskraft zu nehmen. Auch wenn es einigen Menschen leichter fällt als anderen: Selbstdisziplin kann trainiert werden. Wir verraten dir, wie das geht.

Selbstdisziplin trainieren

Wer Herausforderungen meistern will, benötigt dafür Selbstdisziplin – und wer sich Selbstdisziplin aneignen möchte, muss sich Herausforderungen stellen. Das mag vielleicht paradox klingen, ergibt aber bei näherer Betrachtung tatsächlich Sinn:

Mädchen trainiert mit Hund
Auch wenn es einfach aussieht – das Kommando “Sitz” funktioniert nur mit viel Disziplin und Training.

Stell dir deine Selbstdisziplin einfach wie einen Muskel vor. Wenn du ein schweres Objekt tragen möchtest, brauchst du größere Muskelkraft – über die du aber noch nicht verfügst. Also stemmst du regelmäßig Gewichte. Erst leichtere, dann schwerere. So entwickelst du dich Stück für Stück weiter und mit etwas Training und Durchhaltevermögen bist du irgendwann dazu in der Lage, den schweren Gegenstand anzuheben.

Ähnlich verhält es sich mit der Selbstdisziplin. Wenn du ein langfristiges Ziel erreichen willst, benötigst du Selbstdisziplin. Anfangs reicht dein Durchhaltevermögen noch nicht aus. Also suchst du dir langfristige Aufgaben, die leichter zu bewältigen sind und zunächst etwas weniger Disziplin voraussetzen. Mit der Zeit wählst du gezielt schwerere Übungen – und was anfangs unmöglich schien, fällt dir auf einmal leicht.

Jedes Hindernis ist Teil deines Trainings

Nutze jede Gelegenheit, um an deine Grenzen zu gehen und deine Willenskraft zu trainieren. So wächst du Stück für Stück über dich hinaus.

Tipps für mehr Selbstdisziplin

Wer seine Selbstdisziplin steigern will, muss gezielt Herausforderungen suchen und ständig an seine Grenzen gehen. Ohne Hindernisse gibt es keine Fortschritte. Der Weg zur Selbstdisziplin ist also zwangsläufig lang, steinig und schwer.

Aus diesem Grund geben wir dir hier einige Tipps an die Hand, die dir dabei helfen, unnötigen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Herausforderungen sind schließlich eine Sache – Frustration eine andere.

1. Leistungsphasen nutzen

Jeder Mensch hat unterschiedliche Leistungsphasen. Während einige bereits am frühen Morgen fit und mobil sind, haben andere Schwierigkeiten, sich direkt nach dem Aufstehen zu motivieren. Dafür liegt ihnen meist die Arbeit am Nachmittag und selbst abends können sie sich gut konzentrieren. Finde heraus, zu welcher Gruppe du gehörst, und nutze deine Veranlagung möglichst effizient.

Möchtest du zum Beispiel regelmäßig joggen, solltest du den geeigneten Zeitpunkt wählen. Als Morgenmuffel hast du wahrscheinlich keinen Spaß, wenn du deine Tour bereits vor der Arbeit beginnst. Vermeide die doppelte Belastung und wähle die Tageszeit, die zu deiner Leistungsphase passt.

2. Grenzen setzen

Frau steht vor Mount Everest
Wer mit dem Bergsteigen anfangen möchte, sollte möglichst nicht mit dem Mount Everest beginnen.

Wenn du deine Selbstdisziplin verbessern möchtest, ist es vor allem wichtig, geeignete Herausforderungen zu wählen. Ein gewisses Maß an Anstrengung ist natürlich vorausgesetzt, überschätzen solltest du dich aber ebenfalls nicht. Fünf Kilo in einer Woche abnehmen, übermorgen einen Marathon laufen – solche Ideen sind meist zum Scheitern verurteilt und führen lediglich zu Frust. Wähle stattdessen Ziele, die dich zwar an deine Grenzen bringen, aber trotzdem im Bereich des Möglichen liegen. Steigern kannst du dich später immer noch.

Zusätzlicher Tipp: Manchmal erfordern auch alltägliche oder unscheinbare Aufgaben Selbstdisziplin. Ob es nur darum geht, eine benutzte Kaffeetasse sofort abzuspülen, spielt im Grunde keine Rolle. Jede dieser Kleinigkeiten kann dir bei deinem Training helfen. Nutze sie, um dich in Selbstdisziplin zu üben.

3. Teilziele festlegen

Bei größeren Vorhaben und Herausforderungen fällt es mitunter schwerer, bis zum Schluss durchzuhalten. Setzen wir unsere Ziele zu hoch an, rückt der Erfolg in weite Ferne.

In diesem Fall gibt es einen einfachen Trick. Zerlege dein Ziel in mehrere Etappen oder Teilziele, die du einfacher umsetzen kannst. Statt fünf Kilo abzunehmen, nimmst du dir zum Beispiel vor, jede Woche einmal zu joggen und teilst deine Mahlzeiten fest ein. Auf diese Weise visualisierst du deine Erfolge und vermeidest unnötigen Frust.

4. Motivation finden

Mit der richtigen Motivation fällt es uns in der Regel leichter, eine Herausforderung selbstdiszipliniert zu verfolgen. Wofür strengst du dich an? Wie wird es sein, wenn du dein Ziel erreicht hast? Je klarer du deine Motivation vor Augen hast, desto besser.

5. Kritik sinnvoll nutzen

Lasse dich von Kritik an einem Vorhaben nicht verunsichern. Falls jemand sinnvolle Einwände vorbringt, wie du dein Ziel besser erreichen kannst, solltest du den Einwand zu deinem Vorteil nutzen. Vielleicht hast du einen wichtigen Punkt übersehen? Begründete Kritik kann eine große Hilfe auf deinem Weg zum Erfolg sein.

Anders verhält es sich mit Zweiflern, die weder Erklärungen noch Begründungen für ihre Kritik vorbringen. Kommentare wie

„Das schaffst du nie.“
„Das solltest du gleich bleiben lassen.“
„Dafür fehlt dir die Selbstdisziplin.“

kannst du ohne schlechtes Gewissen ignorieren. Wer einen berechtigten Zweifel vorbringen kann, sollte

erklären, warum er zweifelt,
das Problem und die Problemursachen beschreiben und
eine Alternative oder Lösungsvorschläge vorbringen.

Traue deinem Urteilsvermögen, wenn du dein Vorhaben sorgfältig geplant hast, und nutze berechtigte Kritik zu deinem Vorteil.

6. Selbstmanipulation

Der innere Schweinehund ist ein hartnäckiger Widersacher. Trotzdem gibt es Mittel und Wege, wie du ihn überlisten kannst. Das schaffst du zum Beispiel, indem du dich selbst manipulierst – mit Hinweisen auf deine langfristigen Ziele.

Diese Tricks helfen dir dabei, deinen inneren Schweinehund zu überlisten:

Verwende kleine Klebezettel und Hinweise, die du in deiner Wohnung verteilst – zum Beispiel an deinem Kühlschrank oder deinem Badezimmerspiegel. Schreibe deine Aufgaben und Ziele darauf. So erinnerst du dich daran, eisern zu bleiben und deine Pflichten zu erledigen.
Platziere Gegenstände so, dass sie dich an deine Aufgaben erinnern. So fällt es dir schwerer, sie zu ignorieren. Du musst zum Beispiel ein wichtiges und kompliziertes Formular ausfüllen? Lege es in ein Buch, das du gerade liest.

Zusätzlicher Tipp: Belohnungen gelten als beliebte Taktik, um bei langfristigen Aufgaben durchzuhalten. Sie verursachen allerdings häufig neue Probleme. Fallen die Dinge weg, mit denen wir unser Durchhalten “erkaufen” wollen, fehlt uns plötzlich die Motivation.

7. Routinen etablieren

Wenn du dich einer Herausforderung stellst, ist es zunächst schwierig, selbstdiszipliniert zu bleiben. Routinen können dir helfen, wenn dir einmal die Motivation fehlen sollte. Suche dir feste Zeitpunkte für deine Aktivitäten und gehe sie regelmäßig an. So nimmst du sie bald schon nicht mehr als lästige Pflicht, sondern als Teil deines täglichen Lebens wahr.

8. Vorbilder suchen

Suche dir Vorbilder, die für ihre Selbstdisziplin bekannt sind. Orientiere dich an ihren Erfolgen – aber achte darauf, dich dabei nicht zu überschätzen. Schließlich suchen wir uns unsere Vorbilder aufgrund ihrer außergewöhnlichen Leistungen aus. Sie zeigen, was im äußersten Fall möglich ist, und motivieren uns, an unsere Grenzen zu gehen.

Deinen Idolen zu einhundert Prozent zu entsprechen, sollte aber nicht das Ziel sein. Nutze sie stattdessen als Inspiration. Informiere dich, wie sie ihre Ziele erreichen und welche Dinge ihnen dabei helfen.

9. Konkreten Zeitpunkt wählen

Häufig schieben wir unsere Herausforderungen immer wieder auf und alles bleibt wie gewohnt. Hier ist es in der Regel hilfreich, einen festen Zeitpunkt festzulegen. Suche dir einen fixen Termin und beginne mit deinem Vorhaben.

10. Anfangen

Ratschläge und Tipps sind nur hilfreich, wenn es ein Vorhaben gibt, bei dem sie dir helfen können. Die richtige Vorbereitung ist natürlich immer sinnvoll – sie sollte dich aber nicht davon abhalten, deine Ziele in Angriff zu nehmen.

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