Das Wichtigste auf einen Blick:
Es gibt zahlreiche Bewerbungsarten – eine davon ist die Initiativbewerbung. Dabei bewirbt sich der/die Stellensuchende aus eigener Initiative heraus, ohne dass eine Stellenausschreibung des Unternehmens zugrunde liegt. Wie das mit der initiativen Bewerbungsform genau läuft und welche Tipps und Tricks dir bei einer gelungenen Bewerbung helfen, verraten wir dir in diesem Bewerbungsratgeber.
Was ist eine Initiativbewerbung?
Üblicherweise studieren Stellensuchende Tageszeitungen und entsprechende Internetportale nach interessanten Stellenangeboten. In den meisten Stellenausschreibungen reicht das Unternehmen wichtige Informationen über die zu besetzende Arbeitsstelle beziehungsweise den Ausbildungsplatz zur Hand. Zudem definiert dein Wunscharbeitgeber häufig ein Anforderungsprofil und gibt somit den Bewerbern Hinweise darauf, welche Skills, Erfahrungen und Bewerberangaben erwünscht sind.
Anders verhält es sich bei der Initiativbewerbung. Bei dieser Bewerbungsform gibt es keine Ausschreibung. Bewerber versenden ihre Bewerbung „auf gut Glück“. Möchtest du dich initiativ bewerben, fehlen dir also hilfreiche Angaben, auf die du mit deiner Bewerbung Bezug nehmen kannst. Doch das ist kein Nachteil. Denn dir bieten sich bei einer initiativen Bewerbung mehrere Bewerbungsstrategien, um deine Jobchancen positiv zu beeinflussen.
Initiativ bewerben: Vorteile für Arbeitgeber
Stellenausschreibungen gehen für Arbeitgeber oft mit einem hohen Aufwand und erheblichen Kosten einher. Das Prozedere, einen neuen Mitarbeiter zu finden, kann zudem langwierig sein.
Die Personalabteilung muss …
- ein Anforderungsprofil erstellen,
- den Text für die Ausschreibung formulieren,
- Anzeigen schalten,
- und den Bewerbungseingang abwarten.
Anschließend steht das Unternehmen vor der Herausforderung, aus einer Flut von Bewerbungen die interessantesten Bewerbungskandidaten herauszufiltern. Nach der Vorauswahl werden mehrere Bewerber gegebenenfalls zum Einstellungstest und zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Erst nach diesem langen Verfahren wird dann die Entscheidung getroffen, mit welchem Bewerber die freie Stelle besetzt wird.
Von Ausschreibung bis zur Stellenbesetzung ist es also oftmals ein langer Weg. Dieser kann durch eingehende Initiativbewerbungen verkürzt werden, wenn ein geeigneter Bewerber zur richtigen Zeit seine Initiativbewerbung eingibt und mit seiner Bewerbung überzeugt.
Einerseits ist keine Stellenausschreibung erforderlich. Andererseits ist das Bewerbungsaufkommen um ein Vielfaches geringer als beim klassischen Bewerbungsverfahren, sodass deutlich weniger Aufwand bei der Vorauswahl interessanter Bewerber entsteht.
Das sind die Vorteile auf der Arbeitgeberseite im Überblick:
- kein Stellenausschreibungsverfahren notwendig
- weniger Unterlagen zum Sichten
- weniger Vorstellungsgespräche
- schnellere Stellenvergabe
Hinzu kommt ein weiterer Vorteil: Eingehende Initiativbewerbungen von qualifizierten Bewerbern werden gespeichert, sodass die Personalabteilung bei einer neuen Stellenbesetzung auf die vorgemerkten Bewerbungskandidaten zurückgreifen kann.
Freie Arbeitsstellen, die nicht über öffentliche Stellenanzeigen besetzt werden, gehören dem sogenannten verdeckten Stellenmarkt beziehungsweise verdeckten Arbeitsmarkt an. Laut Einschätzung von Experten soll dieser Markt aufgrund der beachtlichen Vorteile für die Unternehmen deutlich größer sein als der Markt mit öffentlichen Stellenangeboten.
Eigeninitiative zeigen: Vorteile für Bewerbungskandidaten
Initiativbewerber sind gerne gesehen, weil sie dem Unternehmen die Mitarbeitersuche häufig erleichtern. Als Bewerber zeigst du durch diesen Bewerbungsstil Motivation und Eigeninitiative – dies ist ein absoluter Pluspunkt für dich. Du stellst mit deiner gut strukturierten Bewerbung unter Beweis, dass du engagiert und selbstständig bist.
Freie Hand für deine Eigenwerbung
Einer der größten Vorteile bei dieser Bewerbungsform ist, dass du bei der Gestaltung der Initiativbewerbung nahezu freie Hand hast. Denn anders als beim Bewerben auf eine Ausschreibung gibt es kein Bewerbungsprofil, an dem du dich orientieren müsstest. Stattdessen kannst du deine individuellen Stärken und Fähigkeiten sowie deine beruflichen Erfahrungen in den Fokus deines Bewerbungsanschreibens setzen.
Initiativbewerbung – Muster verwenden
Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, eine Initiativbewerbung via Muster zu verfassen. Der Vorteil liegt dabei vor allem in der Vermeidung potentieller Fehler. Muster berücksichtigen nämlich gängige und aktuelle Bewerbungsanforderungen, die sie dem Kandidaten direkt vorgeben.
Andererseits verringern solche Vorlagen den Aufwand, der beim Erstellen eines Layouts in der Regel anfällt. Das spart Zeit und reduziert die Wahrscheinlichkeit von Fehlern im Anschreiben und im Lebenslauf. Initiativbewerbungen mit Muster als Grundlage bieten daher vor allem Vorteile für diejenigen, die nur wenig Erfahrungen mit Schreibprogrammen wie Word besitzen.
Initiativbewerbung – Muster und ihre Nachteile
Die Initiativbewerbung mit Muster liefert jedoch nicht nur Vorteile. Leider verringern Vorlagen auch die Möglichkeit, deine persönliche Begeisterung für das Wunschunternehmen unter Beweis zu stellen. Das ist in diesem Fall umso wichtiger – schließlich geht es in der Initiativbewerbung darum, Engagement zu zeigen.
Muster bieten dabei meist nur wenig Möglichkeiten, um kreativ zu werden – direkt auf den Arbeitgeber zugeschnittene Bewerbungen stellen daher eine Seltenheit dar. Daher eignen sich oft individuellere Gestaltungsformen für eine Initiativbewerbung, Muster kommen dagegen eher für ausgeschriebene Stellen infrage.
Weniger Mitbewerber erhöhen deine Jobchance
Da du mit einer Initiativbewerbung nicht auf eine Ausschreibung reagierst, hast du sehr wahrscheinlich nur wenige Mitbewerber – anders als bei einer Reaktion auf eine Stellenausschreibung. Denn bei öffentlichen Ausschreibungen werden Unternehmen aufgrund der angespannten Situation am Arbeitsmarkt regelrecht mit Unterlagen überflutet.
Zwar gibt es für dich keine Garantie, dass die Firma zum Zeitpunkt deiner Initiativbewerbung neue Mitarbeiter oder Auszubildende sucht. Wenn dies jedoch der Fall ist, stehen deine Chancen auf die Einladung zum Vorstellungsgespräch und für die Jobzusage deutlich höher als im normalen Bewerbungsverfahren nach einer Stellenausschreibung.
Glückstreffer bei betriebsinternen Ausschreibungen möglich
Aus Zeit- und Kostengründen verzichten immer mehr Unternehmen auf öffentliche Ausschreibungen und beschränken sich bei der Personalsuche zunächst auf betriebsinterne Ausschreibungen. Suchen Arbeitgeber auf diese Weise nach neuen Mitarbeitern oder Auszubildenden, bekommt die Öffentlichkeit davon nichts mit.
Über freie Stellen auf dem verdeckten Arbeitsmarkt erhalten viele Jobsuchende nur dann Kenntnis, wenn sie Freunde, Bekannte oder Verwandte haben, die für das Wunschunternehmen tätig sind. Sie dienen als Ansprechpartner und gleichzeitig als Vermittler.
Bist du auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz oder nach einer Ausbildungsstelle, höre dich in deinem Umfeld um. Sei aktiv und nutze „Vitamin B“. Kennst du jemanden, der in einem größeren Betrieb arbeitet, bitte den Ansprechpartner darum, für dich in Erfahrung zu bringen, ob es gerade betriebsinterne Ausschreibungen gibt. Falls ja, könntest du einen Glückstreffer erzielen, wenn du dich schnell darauf bewirbst. So hast du gegenüber anderen Stellensuchenden einen gravierenden Vorteil: Die Konkurrenz durch Mitbewerber ist gering!
Für welche Bewerber eignet sich eine Initiativbewerbung?
Grundsätzlich können sich alle Stellensuchenden initiativ bewerben, wenngleich diese spezielle Bewerbungsform häufig Bewerbern empfohlen wird, die aufgrund langer Arbeitslosigkeit, eventuell schlechter Zeugnisse, geringer Berufserfahrung oder Verfehlungen bei früheren Arbeitgebern keine allzu guten Chancen haben, im regulären Bewerbungsverfahren gegen Konkurrenz mit besseren Referenzen im Lebenslauf anzutreten.
Es ist zwar richtig, dass sich Bewerber mit Mankos deutlich öfter bewerben müssen, um eine Stelle zu finden, sodass Initiativbewerbungen und Blindbewerbungen oft sogar notwendig erscheinen. Allerdings eignet sich die Initiativbewerbung– ohne Nachteil – auch für alle anderen Stellensuchenden.
Ein Beispiel:
Du stehst in einem ungekündigten Arbeitsverhältnis, hast einen konkreten Traumjob in einem bestimmten Unternehmen im Visier und du wartest vergebens auf eine dementsprechende Stellenanzeige. Hier kann die Initiativbewerbung eine sehr gute Idee sein. Denn vielleicht schreibt das Unternehmen nicht oder nur intern aus oder die Stellenvergabe funktioniert üblicherweise nur über „Vitamin B“. Schickst du eine überzeugende initiative Bewerbung zu diesem Arbeitgeber, öffnet sich dir dadurch vielleicht eine Tür, die sonst verschlossen bliebe!
Worauf muss man bei einer Initiativbewerbung achten?
Wie bei jeder anderen Bewerbungsmethode gilt auch hier Sorgfaltspflicht, um eine ansprechende Bewerbung zu gestalten. Es stehen dir zwei Arten zur Verfügung, wie du eine initiative Bewerbung gestalten kannst:
- ohne Recherche
- mit Recherche
Wann jeweils welche Form der initiativen Bewerbung empfehlenswert ist, erklären wir dir im nachfolgenden Abschnitt.
Initiativbewerbung ohne Recherche
Eine Bewerbung ohne Recherche ist vergleichbar mit einer Blindbewerbung. Du formulierst ein allgemeingehaltenes Bewerbungsschreiben ohne konkrete Berufsbezeichnung. Auch verzichtest du auf eine konkrete Bezugnahme zum Wunschunternehmen im Anschreiben und im Lebenslauf. Dies bedeutet allerdings auch, dass du dich für ein breites Spektrum möglicher Tätigkeiten anbietest.
Bei der Blindbewerbung beschreibst du lediglich grob, welche Art von Arbeit du dir vorstellen kannst und für welche Tätigkeiten du geeignet bist.
Hierfür einige Beispiele:
- Du bewirbst dich bei einem Bauunternehmen. Weise auf deine gute körperliche Konstitution hin und biete deine Arbeitskraft als Bauhelfer an.
- Du verschickst deine Bewerbung an einen gastronomischen Betrieb. Stelle dein freundliches Wesen in den Vordergrund, wenn du im Service arbeiten möchtest.
- Bewirbst du dich bei einem großen Industrieunternehmen, kommen vermutlich mehrere Tätigkeiten für dich in Frage. Betone zum Beispiel dein technisches Verständnis, wenn du dir eine Arbeit am Fließband vorstellen kannst.
- Vielleicht interessierst du dich für einen Job in der Werkskantine? Dann erwähne im Anschreiben, dass du dir eine Anstellung in der Kantinenküche vorstellen kannst.
- Du bist flexibel und belastbar? Du könntest dich beispielsweise als Springer anbieten.
Initiativbewerbung mit Recherche
Bei dieser Bewerbungsvariante zeigst du im Idealfall, wie sehr du für deinen erlernten Beruf brennst und dass du bestens über die berufstypischen Anforderungen informiert bist. Bevor du deine Bewerbungsunterlagen zusammenstellst, recherchiere intensiv, welche Erwartungen dein Wunscharbeitgeber an seine Mitarbeiter stellt. Sie solltest du beim Verfassen des Anschreibens und des Lebenslaufs berücksichtigen.
Nutze dazu möglichst viele Informationsquellen:
- Tagespresse
- Jobbörsen und Messen
- Internetauftritt des Unternehmens
- etwaige frühere Ausschreibungen
- dort tätige Arbeitnehmer
Außerdem kann es sinnvoll sein, dass du dich vorab telefonisch mit dem Unternehmen in Verbindung setzt und nachfragst, welche Kompetenzen und Fähigkeiten für einen bestimmten Berufszweig in diesem Haus erforderlich sind.
Je mehr Informationen du zusammenträgst, desto besser kannst du deine Initiativbewerbung gestalten.
Initiativbewerbung schreiben: Mit diesen Tipps klappt‘s
Beim initiativen Bewerbungsstil kann es ausreichen, wenn du lediglich Anschreiben und Lebenslauf mit Bewerbungsfoto zusammenstellst und zunächst auf eine vollständige Bewerbungsmappe verzichtest. Erstelle diese beiden Bewerbungsschriftstücke gemäß DIN 5008, um die Form eines Geschäftsbriefes zu wahren.
Verweise bereits im Betreff deines Bewerbungsanschreibens darauf, dass es sich um eine Initiativbewerbung handelt. Biete im Schlusssatz deines Anschreibens an, dass du bei Interesse gerne deine vollständigen Bewerbungsunterlagen nachreichst. Zwischen Einleitung und Schlusssatz ist der wichtige Bereich für deine Eigenwerbung. Nachfolgend noch einige Tipps, welche Aspekte du dabei in den Vordergrund stellen solltest.
Fokussiere deine Bewerbung auf deinen Wunschjob
Die Initiativbewerbung unterscheidet sich in einigen Punkten von der Blindbewerbung. Bei der letztgenannten Bewerbungsform gilt die Bewerbung zum Beispiel nicht zwingend einer bestimmten Tätigkeit. Diese Art ist deshalb eher geeignet für eine Praktikumsstelle, eine Aushilfstätigkeit oder wenn ein Bewerber keine besonderen Qualifikationen hat.
Anders ist es bei der Initiativbewerbung mit Recherche. Da solltest du dich unbedingt auf eine konkrete Stelle bewerben – zumindest aber für einen bestimmten Tätigkeitsbereich. Sonst läufst du Gefahr, dass man dir nur einen Aushilfsjob oder eine Tätigkeit anbietet, die dich nicht interessiert. Die Recherche vor deiner Initiativbewerbung hilft dir dabei, herauszufinden, für welche konkreten Stellen oder Tätigkeiten du dich bei diesem Betrieb bewerben kannst
Stelle den Mehrwert für das Unternehmen in den Vordergrund
Formuliere gute Argumente, die deutlich machen, warum das Unternehmen genau dich braucht.
- Du bist fit in deinem Beruf?
- Dem Unternehmen kannst du einen wesentlichen Mehrwert bieten?
- Es lassen sich klare Gründe dafür benennen, weshalb du eine gute Wahl bist?
- Du willst dich unbedingt mit deinen Qualifikationen einbringen und künftig zum Erfolg des Unternehmens beitragen?
Dann hebe diese Argumente in den Vordergrund deiner Bewerbung. Gehe auf deine Motivation ein, warum du dich ausgerechnet in diesem Unternehmen und auf die konkrete Stelle bewirbst.
Vermeide bei deinem Bewerbungsschreiben die typischen Bewerbungsfloskeln. Zeige mit deiner einzigartigen Bewerbung, dass du über die Firma, die Unternehmensziele und die Herausforderungen in dem Beruf bestens informiert bist. Mache mit deiner Eigenwerbung klar, dass du für deinen Beruf brennst und dass du alle erforderlichen Fähigkeiten mitbringst, um die Aufgaben im Job optimal zu erfüllen und allen Anforderungen in vollem Umfang gerecht werden zu können.
Beschränke dich auf die elementaren Skills, die genau für diese Stelle erforderlich sind. Verfügst du zum Beispiel aufgrund von Seminaren oder Lehrgängen über ganz konkretes Fachwissen? Perfekt! Weise darauf hin und biete an, entsprechende Belege nachzureichen, damit sich das Unternehmen ein aussagekräftiges Bild von dir machen kann. Aus früheren Arbeitsverhältnissen hast du in einem bestimmten Bereich herausragende Berufserfahrung? Auch das solltest du geschickt in deinem Bewerbungsanschreiben betonen.
Vollständige Bewerbungsunterlagen bei Initiativbewerbungen mitschicken?
Dies ist nicht nötig, aber möglich. Verfügst du über sehr gute Zeugnisse, herausragende Qualifikationen und tolle Referenzen früherer Arbeitgeber, kann es jedoch sinnvoll sein, deiner Initiativbewerbung zumindest einige Anlagen beizufügen.
Bedenke allerdings, dass initiative Bewerbungen gerade deshalb beliebt sind, weil sie für Personaler unkompliziert und übersichtlich sind. Erweckst du beim Ansprechpartner den Eindruck, dass du überqualifiziert bist, kann eine umfangreiche Bewerbungsmappe auch zum Nachteil für dich werden.
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