Das Wichtigste auf einen Blick:

Ein Bildungsurlaub ist eine Art Sonderurlaub, der der persönlichen, politischen, beruflichen oder kulturellen Weiterbildung dient.
In der Regel besucht der Arbeitnehmer in dieser Zeit ein Seminar, das sich über mehrere Tage erstrecken kann und in der Dauer einem normalen Arbeitstag ähnelt.
Es gibt kein bundesweit einheitliches Gesetzt darüber, wer Anspruch auf einen Bildungsurlaub hat – jedes Bundesland regelt dies selbst.
Dein Arbeitgeber muss dir dein Gehalt während deines Bildungsurlaubs weiterhin bezahlen. Für die Kursgebühren, die Anfahrt, die Unterkunft und Verpflegung musst du jedoch selbst aufkommen.

Im Leben lernt man nie aus – eine Redensart, die sich vor allem im Berufsleben immer wieder bewahrheitet. Auch wenn du die Ausbildung oder die Uni abgeschlossen hast oder schon lange berufstätig bist, hast du noch die Möglichkeit, dich weiterzubilden. Ein Bildungsurlaub ist etwa ein bezahlter Sonderurlaub, der dir genau das ermöglicht. Doch wie kann man so einen Bildungsurlaub beantragen und wer hat Anspruch darauf? All diese Fragen und mehr zum Thema beantworten wir dir im folgenden Ratgeber.

Bildungsurlaub – was ist das?

Sonne, Strand und Meer – genau das steht bei einem Bildungsurlaub nicht im Vordergrund. Denn hier handelt es sich um eine besondere Form des Urlaubs, der der beruflichen, politischen oder kulturellen Weiterbildung dient. Um ihn ganz klar von dem Erholungsurlaub zu trennen, wird er auch häufig als Bildungsfreistellung bezeichnet.

Im Jahr 1974 verpflichtete sich Deutschland dazu, einen bezahlten Bildungsurlaub zum Zwecke der Berufsbildung sowie der allgemeinen und politischen Bildung einzuführen. Heute liegt der Fokus ganz deutlich auf der berufsnahen Weiterbildung. Diese Einigung entstand unter der Auffassung, dass solche Bildungsveranstaltungen das lebenslange Lernen unterstützen würden.

Jedes Bundesland hat heute ein eigenes Landesgesetz zum Thema Bildungsurlaub. In diesem Gesetz wird genau festgelegt, wer Anspruch darauf hat, welche Kurse anerkannt sind, wie lang der Urlaub dauern darf und welche Fristen eingehalten werden müssen.

Wie sieht so ein Bildungsurlaub aus?

In der Regel handelt es sich dabei um einen Kurs oder ein Seminar, das über mehrere Tage abgehalten wird. Die Zeiten orientieren sich dabei häufig an normalen Arbeitszeiten. Das bedeutet, dass der Kurs sieben oder acht Stunden dauert und eine Pause enthält. In manchen Fällen musst du sogar am Ende eine Prüfung ablegen.

Wenn du in eine weiter entfernte Stadt reist, bist du selbst dafür verantwortlich, deine Anreise und Übernachtung vor Ort zu organisieren.

In der Regel werden alle genauen Informationen zur Kursdauer, der Anzahl der Teilnehmer, dem Preis und dem Veranstaltungsort bei der Kursausschreibung angegeben.

Wer hat Anspruch auf einen Bildungsurlaub?

Da es bundesweit kein einheitliches Gesetz gibt, variiert auch die Regelung, wer Anspruch auf einen Bildungsurlaub hat, von Bundesland zu Bundesland.

In Baden-Württemberg haben zum Beispiel Arbeitnehmer, Heimarbeiter, Auszubildende, Studenten und Beamte einen Anspruch auf Bildungsurlaub, sofern sie mindestens zwölf Monate in einem Beschäftigungsverhältnis angestellt sind.

In Berlin haben jedoch weder Beamte noch Studenten einen Anspruch auf diesen besonderen Urlaub. Arbeitnehmer müssen allerdings auch nur sechs Monate angestellt sein, um einen Bildungsurlaub beantragen zu dürfen.

Entscheidend ist also, in welchem Bundesland du angestellt bist. Nur in Bayern und in Sachsen haben Arbeitnehmer generell keinen Anspruch auf einen Bildungsurlaub.

Warum haben Beamte keinen Anspruch auf Bildungsurlaub?

In vielen Bundesländern haben Beamte keinen Anspruch auf einen Bildungsurlaub. Das liegt daran, dass für sie eine eigene Regelung für Weiterbildungen vorliegt. Der Bildungsurlaub ist bei Beamten im Bildungsurlaub zu beantragen, wenn du berufstätig bist. Dieser ermöglicht es dir unter bestimmten Umständen, einen bezahlten Sonderurlaub enthalten – dieser beträgt für Beamte fünf Arbeitstage pro Jahr.

Bildungsurlaub: Wie lang darf er sein?

Auch die Dauer des Bildungsurlaubs wird in den Gesetzen der einzelnen Bundesländer genau vorgegeben. In den meisten Fällen stehen dir als Arbeitnehmer mindestens fünf Tage pro Jahr zur Verfügung. In einigen Ländern sind es sogar bis zu zehn Tage.

Was wird als Bildungsurlaub anerkannt?

Was du als Arbeitnehmer in deinem Bildungsurlaub lernen möchtest, bleibt weitestgehend dir überlassen.

Allerdings muss die Weiterbildung in deinem Bundesland offiziell als Bildungsurlaub anerkannt sein.

Die meisten berufsbezogenen und politischen Themen sowie die persönliche Bildung und die Qualifizierung für ein Ehrenamt werden von den Ländern anerkannt. Im Zweifelsfall kannst du den Veranstalter deines gewünschten Kurses direkt fragen, ob dieser von deinem Bundesland als Bildungsurlaub anerkannt wird.

Wie beantrage ich einen Bildungsurlaub?

Zunächst solltest du dich darüber informieren, ob du in deinem Bundesland überhaupt einen Anspruch auf einen Bildungsurlaub hast. Sollte dies zutreffen, kannst du dich auf die Suche nach einem passenden Kurs machen, der vom Land offiziell als Bildungsurlaub anerkannt wird.

Wann muss ich meinen Bildungsurlaub beantragen?

Bei der Beantragung deines Bildungsurlaubes gilt es, eine bestimme Frist einzuhalten. Diese ist genau im jeweiligen Gesetz des Bundeslandes festgehalten. In der Regel musst du den Urlaub sechs Wochen vor Beginn des Kurses anmelden – in einigen Ländern sind es sogar acht oder nur vier Wochen.

Informiere dich deshalb rechtzeitig über die Fristen in deinem Bundesland.

Wo beantrage ich meinen Bildungsurlaub?

Hast du einen passenden Kurs gefunden und verbindlich gebucht, erhältst du die erforderlichen Unterlagen von dem Veranstalter. Diese musst du fristgerecht bei deinem Arbeitgeber abgeben. Darunter befinden sich eine Anmeldebestätigung, ein Anerkennungsbescheid und ein Ablaufplan.

Lass dir die Abgabe dieser Unterlagen schriftlich von deinem Arbeitgeber bestätigen – am besten mit Datum und einem Eingangsstempel.

Nach dem Kurs erhältst du eine Teilnahmebestätigung, die du ebenfalls bei deinem Arbeitgeber einreichen musst.

Kann mein Antrag abgelehnt werden?  

In den Landesgesetzen ist genau festgelegt, unter welchen Umständen ein Antrag abgelehnt werden darf.

Dies ist nur dann zulässig, wenn es zu „wesentlichen Beeinträchtigungen im Betriebsablauf“ führt. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn in dem Zeitraum schon viele Kollegen Urlaub genommen haben.

Bezieht sich die Ablehnung nur auf einen konkreten Termin, kannst du deinen Antrag zu einem späteren Zeitpunkt erneut einreichen. In einigen Ländern gibt es zudem Regelungen, die festhalten, dass in einem Kalenderjahr zum Beispiel nur 50 Prozent der Angestellten eines Unternehmens einen Bildungsurlaub beantragen dürfen.

Wer übernimmt die Kosten für meinen Bildungsurlaub?

Die Kosten für deinen Bildungsurlaub werden sowohl von deinem Arbeitgeber als auch von dir selbst getragen.

Dein Arbeitgeber ist dazu verpflichtet, dir während deines Bildungsurlaubes weiterhin dein Gehalt zu bezahlen. Allerdings musst du die Kursgebühren und Reisekosten selbst tragen.

Falls du das Wissen, das du während deiner Weiterbildung erlangt hast, konkret für deinen Job anwenden kannst, hast du die Möglichkeit zu fragen, ob die Kurskosten ebenfalls von deiner Firma übernommen werden. Das gilt zum Beispiel, wenn du den Umgang mit einem Programm erlernst, welches du in Zukunft nutzen kannst, um produktiver zu arbeiten. Allerdings ist dein Arbeitgeber nicht dazu verpflichtet.

Die Bildungsprämie vom Staat

Die Bildungsprämie ist eine Finanzierung vom Staat, die Weiterbildungsmaßnahmen fördert. Dabei übernimmt der Staat die Hälfte der Weiterbildungskosten bis zu einer Höhe von 500 Euro. Um einen „Prämiengutschein“ zu erhalten, musst du folgende Voraussetzungen erfüllen:

  • Du hast im laufenden Kalenderjahr noch keinen Prämiengutschein erhalten.
  • Deine Weiterbildung hat noch nicht begonnen und du hast noch keine Rechnung erhalten.
  • Du bist mindestens 15 Stunden pro Woche erwerbstätig, angestellt oder selbstständig oder befindest dich in Eltern- oder Pflegezeit mit einem Arbeitsvertrag von 15 Stunden pro Woche.
  • Dein Jahreseinkommen liegt unter 20.000 Euro bzw. 40.000 Euro bei gemeinsam Veranlagten.
  • Du hast einen Beratungstermin in einer anerkannten Beratungsstelle wahrgenommen.
  • Die Weiterbildung muss inhaltlich abgeschlossen sein und nicht an die Zugehörigkeit einer bestimmten Institution, eines Verbands oder Vereins gebunden sein. Sie muss außerdem ein didaktisches Konzept und ein konkretes Lernziel aufweisen. Ausgeschlossen sind Weiterbildungen, die dem Verkauf eines spezifischen Produktes dienen, Weiterbildungen zur Persönlichkeitsentwicklung und der Gesundheitsprävention sowie Weiterbildungen, die vom Arbeitgeber finanziert werden müssen.

In den meisten Bundesländern können Prämiengutscheine unabhängig von der Höhe der Veranstaltungsgebühren eingesetzt werden.

Ausnahmen gelten für die Bundesländer Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein.

Hier kann der Prämiengutschein nur dann genutzt werden, wenn die Kosten des Bildungsurlaubs einen Betrag von 1.000 Euro nicht übersteigen. In diesen Ländern gibt es jedoch andere Förderungen für kostenintensive Weiterbildungen.

Dabei ist zu beachten, dass die Bildungsprämie nur auf die Gebühren für die Veranstaltung und die Kosten für Unterrichtsmaterialien angerechnet wird. Die Anreise und Überachtungskosten fallen nicht in den Förderbetrag.

Eine Beratungsstelle finden

In ganz Deutschland gibt es rund 530 Beratungsstellen, in denen dich geschultes Personal zur Bildungsprämie informiert. Das Gespräch ist kostenlos und du solltest folgende Unterlagen mitbringen:

  • Deinen Personalausweis,
  • einen Beschäftigungsnachweis
  • und den letzten Steuerbescheid

Eine Übersicht der Beratungsstellen in Deutschland findest du auf der offiziellen Webseite zur Bildungsprämie.

Den Bildungsurlaub von der Steuer absetzen

Es gibt zwar kein bundesweit einheitliches Gesetz zum Bildungsurlaub, doch die steuerliche Regelung gilt für alle Bundesländer Deutschlands:

Jeder Arbeitnehmer kann den Bildungsurlaub als Werbungskosten geltend machen.

Das bedeutet, dass du die Kosten der Weiterbildung von der Steuer absetzen kannst – das beinhaltet nicht nur die Kursgebühren, sondern auch die Reise-, Übernachtungs- und Verpflegungskosten, die während deines Bildungsurlaubs anfallen.

Die Voraussetzung dafür ist lediglich, dass es einen objektiv nachvollziehbaren Zusammenhang zwischen deinem Beruf und der Weiterbildung geben muss.

Am besten ist es daher, wenn du dir von deinem Arbeitgeber eine Bescheinigung ausstellen lässt, in der er bestätigt, dass die Weiterbildung für deinen Beruf sinnvoll ist. Diese kannst du an das Finanzamt weiterleiten.

Wo findet man Kurse, die für einen Bildungsurlaub akzeptiert werden?

Einen passenden Kurs oder ein Seminar findest du auf Weiterbildungsdatenbanken – hier wird dir auch genau angezeigt, welche Weiterbildungen in deiner Nähe angeboten werden und ob diese von deinem Bundesland als Bildungsurlaub akzeptiert werden. Auch an den zahlreichen Volkshochschulen Deutschlands werden entsprechende Seminare angeboten. Einige Bundesländer haben eigene Online-Portale, auf denen du passende Weiterbildungen finden kannst.

Als Arbeitnehmer in Deutschland erhält man nicht nur die Unterstützung seines Arbeitgebers, sondern auch vom Staat, wenn man beschließt, sich weiterzubilden. In welchem Umfang dir ein Bildungsurlaub zusteht, hängt jedoch von dem Bundesland ab, in dem du arbeitest.

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