Das Wichtigste auf einen Blick:

Schlüsselqualifikationen sind Fähigkeiten, die jederzeit angewendet werden können – auch wenn sich die Umstände im laufe der Zeit verändern.
Schlüsselkompetenzen sind im Arbeitsleben eine wichtige Zusatzqualifikation. Sie lassen sich in die Kategorien Methodenkompetenz, soziale Kompetenz, Selbstkompetenz und Handlungskompetenz untergliedern.
In deiner Bewerbung solltest du diese nicht stumpf auflisten, sondern beschreibe deine Schlüsselqualifikationen anhand von Beispielen.

Schlüsselqualifikationen: Das klingt sperrig, verkopft und schwammig. Unternehmer, die ihre Firma auch in Zukunft sattelfest aufstellen wollen, legen aber nun einmal ganz besonderen Wert auf diese Art von Kompetenzen – speziell bei Bewerbern. Es lohnt sich daher allemal, sich mit dieser durchaus komplizierten Thematik auseinanderzusetzen. Was also hat es damit auf sich? Und welche Schlüsselqualifikationen erwähnst du idealerweise in deiner Bewerbung?

Was sind Schlüsselqualifikationen?

Schwarzer Schlüssel als Symbol

Der Begriff “Schlüsselqualifikation” ist alles andere als neu. Die zugrunde liegende Idee: Je spezifischer die Anforderung an einen Job (etwa: gute Kenntnisse in Photoshop), desto schneller gehören die Skills zum alten Eisen, sobald sich etwas ändert. Dieter Mertens forderte daher schon in den 1970er Jahren die Konzentration auf “Bildungsinhalte höheren Abstraktionsgrades” bei der Schulung von Fachkräften, da sich diese weniger schnell abnutzten – das Konzept der “Schlüsselqualifikationen” war geboren.

Vereinfacht formuliert sind Schlüsselqualifikationen also jene Fähigkeiten, die sich auch dann effizient anwenden lassen, wenn sich die Umstände (drastisch) ändern. Viele davon überschneiden sich mit jenen Fähigkeiten, die unter dem heute gebräuchlichen Begriff “Soft Skills” zusammengefasst werden, andere wiederum zählen gemeinhin nicht zu dieser Kategorie.

Der wissenschaftliche Hintergrund

Dieter Mertens: Schlüsselqualifikationen

In einem Sonderdruck aus “Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung” von 1974 geht Dieter Mertens detailliert auf seine Erkenntnisse und Forderungen ein.

Der Haken: Als das Konzept aus der Taufe gehoben wurde, waren viele von uns noch nicht einmal auf der Welt – und alle anderen haben ihre Bewerbungen in Schlaghosen gekleidet an der Schreibmaschine verfasst. Der Arbeitsmarkt war weniger volatil, gerade zu Beginn der 1970er Jahre war Arbeitslosigkeit kaum ein Thema. Automatisierung am Arbeitsplatz gab es, verglichen mit heutigen Standards, nur vereinzelt; Digitalisierung gar nicht. Logischerweise lassen sich Mertens Überlegungen also nicht 1:1 auf die heutige Situation übertragen.

Schlüsselqualifikationen heute: Welche Kompetenzen du brauchst

Doch im 21. Jahrhundert gilt umso mehr: Fachkompetenz allein reicht noch lange nicht aus, um sich am hart umkämpften Arbeitsmarkt einen Traumjob zu sichern. Das weiß jeder, der sich trotz guter fachlicher Qualifikationen vergeblich auf vermeintlich passende Jobs beworben hat. Selbst in Zeiten des vor allem von Arbeitgeberseite hartnäckig ins Feld geführten Fachkräftemangels spielen Schlüsselqualifikationen – das “gewisse Etwas”, wenn man so will – eine entscheidende Rolle.

Die mentale Kapazität soll nicht mehr als Speicher von Faktenkenntnissen, sondern als Schaltzentrale für intelligente Reaktionen genutzt werden.

Dieter Mertens, 1974

Einige der fast 1.000 Schlüsselqualifikationen, die inzwischen in der Fachliteratur diskutiert werden, sind im Berufsleben besonders wertvoll. Aber welche genau? Für einen besseren Überblick hat es sich bewährt, alle Schlüsselkompetenzen in Kategorien zu bündeln. Vier davon sind besonders für Bewerber höchst interessant:

Methodenkompetenz

Man muss nicht alles wissen – man muss nur wissen, wo es steht: Wem diese alte Binsenweisheit geläufig ist, der hat im Grunde genommen schon verstanden, was Methodenkompetenz bedeutet. Etwas präziser ausgedrückt beschreibt dieser Teilbereich der Schlüsselqualifikationen, wie leicht es dir fällt, Informationen zu beschaffen, die für eine neue Aufgabe benötigt werden, und sie zielorientiert zu verwerten.

Einige Wissenschaftler ordnen zudem die Fähigkeit, Hilfsmittel zu verwenden, um Probleme effizienter zu lösen, in diese Kategorie ein. Die OECD zum Beispiel ist in der Studie Definition und Auswahl von Schlüsselkompetenzen genau so vorgegangen. Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Begriff der Medienkompetenz: Du arbeitest schneller als andere, weil du ein Tabellenkalkulationsprogramm besonders gut beherrscht? Deine Präsentationen sind die besten, weil niemand sonst so hilfreiche Flipcharts gestaltet? Dann verfügst du möglicherweise über eine hohe Medienkompetenz.

Methoden- und Medienkompetenz

Bewerbungs-Tipp #1

Verdeutliche, dass du neuen Aufgaben gegenüber aufgeschlossen bist und Herausforderungen suchst. Verweise, wenn du kannst, in diesem Zusammenhang auf Stationen in deinem Lebenslauf, an denen du dir neues Wissen aneignen und erfolgreich anwenden konntest.

Soziale Kompetenz

evil
Vorsicht: Viele Diktatoren gelten ebenfalls als sozial kompetent.

Soziale Kompetenz hingegen erscheint nur auf den ersten Blick als ein unmittelbar einleuchtendes Konstrukt. Das liegt nicht nur daran, dass es in der Wissenschaft bis heute keine eindeutige Definition dafür gibt, sondern auch an einem verbreiteten Irrglauben – denn wer sozial kompetent ist, ist keineswegs notwendigerweise auch ein durch und durch guter Mensch. Nach einem gängigen Konsens über diese Schlüsselqualifikation umfassen soziale Kompetenzen nämlich die Fähigkeit, auf andere Menschen derart einzuwirken, dass gewünschte Konsequenzen maximiert und unerwünschte minimiert werden. Gewünscht und unerwünscht – das liegt freilich im Auge des Betrachters. Einige der schlimmsten Bösewichte der Menscheitsgeschichte haben demnach eine sehr ausgeprägte Sozialkompetenz.

In einem Bewerbungsanschreiben einfach zu behaupten, sozial kompetent zu sein, dürfte bei vielen Personalern also einen mehr als schalen Beigeschmack hinterlassen. Denn natürlich wirst du dich von oben genannten Gestalten möglichst distanzieren wollen. Also: Was nimmst du am besten mit aus diesem Teilbereich der Schlüsselqualifikationen?

Eine gute Lösung ist es, wenn du dich auf deine Soft Skills berufst. Dieser eher schwammige Begriff ist ebenfalls nicht eindeutig definiert, gleichzeitig aber wesentlich positiver konnotiert. Viele verwenden ihn sogar als Synonym für soziale Kompetenz oder gar für sämtliche Schlüsselqualifikationen.

Die Top 5 Soft Skills in Bewerbungen:

  • Kooperationsbereitschaft
  • Flexibilität
  • Zielstrebigkeit
  • Motivationsfähigkeit
  • Verantwortungsbewusstsein
Soziale Kompetenz

Bewerbungs-Tipp #2

Du hast viele Freunde und unternimmst gerne etwas mit ihnen? Prima, erwähne das. Weise zudem explizit auf Formulierungen in deinen Arbeitszeugnissen hin, die deine sozialen Fähigkeiten loben. Sofern du dir das zutraust: Erkundige dich im Vorfeld telefonisch nach dem Job – das beweist Kooperationsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein.

Selbstkompetenz

Selbstkompetenz beschreibt, salopp gesprochen, nichts anderes als deine Fähigkeit, unvoreingenommen in den Spiegel zu blicken und daraufhin schonungslos ehrlich mit dir selbst ins Gericht zu gehen. Diese Kompetenz dürfte somit zwar intuitiv leichter erfassbar sein als beispielsweise die oben beschriebene Sozialkompetenz. Leichter umzusetzen ist sie deswegen noch lange nicht – wer kann schon von sich behaupten, sich selbst gegenüber gerade in Bezug auf Schwächen völlig objektiv urteilen zu können?

Wohl kaum jemand. Und gerade deswegen ist dieser Skill so wertvoll aus Sicht eines Personalverantwortlichen. Die Vorteile für Unternehmen, die ein Mitarbeiter mitbringt, der sich realistisch selbst einschätzt, können enorm sein.

Mitarbeiter mit starker Selbstkompetenz

  • wissen, was sie können – und was nicht,
  • holen sich rechtzeitig Hilfe bei schwierigen Aufgaben,
  • bieten ihrerseits Hilfe an, wenn sie wirklich etwas bewirken können,
  • zeichnen sich aus durch hohes Verantwortungsbewusstsein sowie Lernbereitschaft.

In sozialen Gefügen, und nichts anderes sind Unternehmen, gelten Personen mit erhöhter Selbstkompetenz ferner als anpassungsfähiger und agiler – einfach, weil sie ihre Position und Verantwortlichkeiten viel akkurater einschätzen können als andere. Trotzdem, so wichtig der Skill aus Unternehmenssicht auch ist: Im Bewerbungsschreiben auf die eigene Selbstkompetenz zu verweisen, ist ein schmaler Grat. Denn auf eine nüchterne Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und Schwächen reagieren nur die wenigsten Entscheider wohlwollend bei einer Bewerbung. Das Thema ist einfach zu komplex und der Platz im Anschreiben zu begrenzt für eine differenzierte Argumentation. Was also tun?

Selbstkompetenz

Bewerbungs-Tipp #3

Selbstkompetenz weist du nach, indem du Gelegenheiten erwähnst, in denen du neue Aufgaben souverän meistern konntest. Wird in deinen Arbeitszeugnissen gute Teamfähigkeit und tadelloses Verhalten gegenüber Kunden oder Vorgesetzten erwähnt, kann dies ebenfalls ein Hinweis auf eine ausgeprägte Selbstkompetenz sein – verweise darauf in deinem Anschreiben.

Handlungskompetenz

Die Königsdisziplin unter den Schlüsselqualifikationen. Nur durch eine ausreichende Handlungskompetenz ist garantiert, dass die oben genannten Qualifikationen überhaupt in sinnvoller Weise angewendet werden. Um bei der eingangs erwähnten Situation zu bleiben: Wer gute Präsentationen entwerfen kann, aber nicht den Antrieb hat, diese Fähigkeit auch am Schreibtisch abzurufen, der nützt dem Arbeitgeber wenig.

Ein Mann im Anzug steht vor einer Wand, auf die hinter ihm ein Superhelden-Cape gemalt wurde.
Keine Superhelden, aber nah dran: Mitarbeiter mit hoher Handlungskompetenz.

Handlungskompetenz beinhaltet aber nicht nur, wohldefinierte Aufgaben durch die Aktivierung der erforderlichen Skills abarbeiten zu können. Mitarbeiter mit ausgeprägter Handlungskompetenz zeichnen sich vor allem durch eine präzise Beurteilung der Gesamtsituation aus und können verfügbare Ressourcen somit besser nutzbar machen. Dazu gehört das Reflektieren der eigenen Kenntnisse, das Bewerten und Beschaffen dafür notwendiger Informationen sowie konstruktive Kommunikation mit Kollegen. Beim Erledigen einer Aufgabe ist für sie sozusagen das “Wie” genau so entscheidend wie das “Was” – was sie nicht zuletzt zu vielseitig einsetzbaren, kreativen Allroundern macht.

Es dürfte dich also kaum überraschen, dass es geschulte Personaler besonders auf Bewerber mit hoher Handlungskompetenz abgesehen haben. Speziell bei Bewerbungen von Akademikern und Führungskräften wird auf diese Qualifikation gezielt ein Auge geworfen.

Handlungskompetenz

Bewerbungs-Tipp #4

Beweise Handlungskompetenz, indem du auf gemeisterte Situationen hinweist, in denen deine Führungsstärke gefragt war. Durchforste auch deine bisherigen Arbeitszeugnisse: Wird dir von Ex-Arbeitgebern Selbstständigkeit, Eigeninitiative und Anpassungsfähigkeit bescheinigt, dann ist das eine Erwähnung im Anschreiben wert.

Schlüsselqualifikationen in der Bewerbung: Wie erwähnen?

Kein Personaler oder Entscheider wird erwarten, dass du ihn in deiner Bewerbung mit Begriffen wie Handlungs-, Selbst- oder Methodenkompetenz beeindruckst. Im Gegenteil: Das würde konstruiert und nicht glaubhaft wirken – es sei denn, du bewirbst dich um einen Leitungsposten im Personalwesen. Doch selbst in diesem Fall heißt es: Beschränke dich auf das Nötigste und erwähne nur, wofür du in Arbeits- oder Abschlusszeugnissen auch Belege hast.


Die eigenen Stärken in Anschreiben richtig zu formulieren und dabei weder zu flunkern noch zu übertreiben ist ohnehin schwer genug, also warum nicht authentisch bleiben? “Meine ehemaligen Arbeitgeber loben meine Teamfähigkeit” macht sich weitaus besser im Bewerbungsschreiben als ein plumper Hinweis auf die eigene soziale Kompetenz. Und eine gelungene Arbeitsprobe beweist Kreativität eindrucksvoller als die Behauptung, über eine ausgeprägte Handlungskompetenz zu verfügen.

Bildnachweise: PHOTOCREO Michal Bednarek / Shutterstock.com; ART.ICON / Shutterstock.com; Zoa-Arts / Shutterstock.com / Shutterstock.com; Danilov1991xxx