Das Wichtigste auf einen Blick:
Die meisten Absagen im Leben treffen uns persönlich sehr. Es tut weh, eine Ablehnung zu erfahren, und je nach Persönlichkeit und Lebenserfahrung reagieren Menschen ganz unterschiedlich darauf. Fakt ist: Eine andere Person wurde bevorzugt. Das heißt jedoch nicht unbedingt, dass du etwas falsch gemacht hast!
Sicher hast du auch schon Absagen auf deine Bewerbungen erhalten – sei es bei der Wohnungssuche, der Partnerwahl oder auf eine Jobbewerbung. Wie gehst du damit normalerweise um? Krempelst du die Ärmel hoch und fängst einfach noch einmal neu an oder lässt du dich herunterziehen und verlierst die Motivation sowie dein Selbstvertrauen? Nimmst du dir die Zeit für Selbstreflexion? Dich selbst gut zu kennen, ist nämlich eine wichtige Voraussetzung, um unabhängig von der Meinung anderer zu werden und in negativen Situationen angemessen zu reagieren.
Wir danken Ihnen für die Zusendung Ihrer Bewerbungsunterlagen, aber leider …
Du hättest perfekt in das Stellenprofil gepasst, hast sorgfältig erstellte Unterlagen verschickt und kannst gute Referenzen vorweisen. Trotzdem war alles umsonst. Wenn die ersten Absagen im Briefkasten oder im E-Mail-Postfach landen, verstehen vor allem jene Bewerber, die neu auf Stellensuche sind, die Welt nicht mehr.
Noch frustrierender ist es allerdings, monatelang ständig nur Absagen zu erhalten. Jede Bewerbung lässt dich hoffen, endlich einen neuen Job zu bekommen, und dann landet doch wieder nur eine Standardabsage in der Mailbox: „Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass …“
Frustrierende Standardabsagen
Die meisten Personaler machen es sich einfach: Einmal verfasst wird die Absage als Massensendung an die nicht erfolgreichen Bewerber verschickt. Einerseits ist das nachvollziehbar: Je nach Job und Branche treffen nämlich Hunderte Bewerbungen ein und es ist schlicht unpraktikabel, jedem persönlich zu antworten und individuelle Gründe zu nennen.
Andererseits stecken in den Bewerbungsschreiben viel Zeit und die Hoffnung, wenigstens eine Einladung zum Vorstellungsgespräch zu erhalten. Auf die Gefühle der Stellensuchenden können viele Unternehmen jedoch einfach keine Rücksicht nehmen. Absagen werden neutral verfasst und so kommt es oft sogar vor, dass du von ganz verschiedenen Unternehmen sehr ähnliche Absagen bekommst. Hast du diese Standard-E-Mails bereits etliche Male erhalten, ist das zermürbend. Aber was tun?
Eine Standardabsage darfst du niemals persönlich nehmen. Vielleicht gab es wirklich einige Bewerber, die besser ins Profil passten, möglicherweise waren aber auch mehrere Jobsuchende gleichermaßen geeignet, die ausgeschriebene Stelle zu besetzen. Dann können Kleinigkeiten eine Rolle spielen. Vielleicht hat ein anderer Bewerber mit einem gleichwertigen beruflichen Werdegang einen kürzeren Arbeitsweg oder der geeignete Mitarbeiter war gar schon gefunden, bevor das Inserat erschien.
Versuche, einmal die Seite des Arbeitgebers zu sehen, auch wenn du dich im ersten Moment womöglich ungerecht behandelt fühlst: Es ist nun einmal so, dass die Einstellung eines neuen Mitarbeiters von verschiedenen Faktoren abhängt und sich dabei mehr oder weniger geeignete Bewerber herauskristallisieren. Und da spielt letztendlich leider nicht nur die Qualifikation eine Rolle.
Es ist verständlich, dass du grübelst und dich fragst, ob du möglicherweise doch nicht so kompetent bist, wie du dachtest. Dennoch solltest du versuchen, so schnell wie möglich wieder positiv zu denken und motiviert an die nächste Bewerbung zu gehen.
Wir empfehlen dir, nach mehreren Absagen nochmals deine Bewerbungsunterlagen und dein Bewerbungsschreiben zu überarbeiten. Mitunter genügen Kleinigkeiten, um aus der Masse herauszustechen.
Warum sich die schriftlichen Absagen fast alle gleichen
Nicht nur für Bewerber gibt es Vorlagen und Tipps, wie sie ihre Bewerbungsunterlagen optimieren und fristgerecht verfassen können. Auch Personaler finden im Internet jede Menge Infos und Muster.
Manchmal ist es wirklich zum Verzweifeln: Du bewirbst dich bei zehn verschiedenen Unternehmen, womöglich noch in unterschiedlichen Ortschaften, und alle senden so ziemlich die gleiche Standardabsage. Das scheint unhöflich und wenig wertschätzend zu sein, aber weder sprechen sich alle Arbeitgeber untereinander ab noch finden sie, dass du keine individuelle Absage verdient hättest – die unzähligen Antwortschreiben lassen sich einfach nicht anders bewältigen.
Persönliche Absagen
Nur selten wird eine Absage persönlich formuliert. Eine Absage ist immer enttäuschend, aber begründet kannst du sie besser verstehen und vor allem für deine weitere Stellensuche einen Nutzen daraus ziehen.
Nach einem gelungenen Vorstellungsgespräch darfst du eine persönliche Absage erwarten, diese kann mündlich oder schriftlich erfolgen und du solltest dich nicht scheuen, nach dem Grund zu fragen. Das verhilft dir zwar nicht zu dieser Stelle, aber du weißt, was du künftig besser machen kannst.
Persönlich wird eine Stellenbewerbung eigentlich nur dann abgesagt, wenn du im Grunde genommen den Vorstellungen des Unternehmens entsprichst.
Auf Absagen richtig reagieren
Wie bereits erwähnt erhalten Unternehmen mitunter mehrere Hundert Bewerbungen auf eine ausgeschriebene Stelle. Nachzufragen, weshalb du abgelehnt wurdest, wäre in dem Fall Zeitverschwendung. Verschickt ein Personaler eine Massensendung an Absage-E-Mails, löscht er die zugesendeten Unterlagen und kann sich an dich persönlich gar nicht erinnern. Du würdest also wiederum nur eine Standardantwort bekommen.
Anders sieht es aus, wenn du einen eher ungewöhnlichen Job hast und davon auszugehen ist, dass insgesamt nur wenige Bewerbungen eingehen. Hast du dich zum Beispiel als Goldschmied oder als Kursleiterin für Ölmalerei beworben und bist für beides qualifiziert, dann solltest du unbedingt nach den Absagegründen fragen.
Du musst dir bewusst sein, dass die Personalabteilung nicht verpflichtet und oft auch gar nicht gewillt ist, dir ehrliche Auskunft zu geben. Je nachdem, wie wortgewandt du bist, kannst du telefonisch oder schriftlich nachhaken. Formuliere deine Anfrage auf jeden Fall höflich und sachlich.
So könnte dein Schreiben aussehen:
„ Sehr geehrte Frau … / Sehr geehrter Herr …
vielen Dank für Ihre Nachricht vom … Natürlich bedaure ich die Absage sehr. Mir würde es daher sehr helfen, die Absagegründe zu kennen. Können Sie mir diese bitte nennen? Selbstverständlich wäre das auch in einem kurzen Telefongespräch möglich.“
Du kannst den Inhalt natürlich an deine individuelle Situation anpassen:
„mit Bedauern habe ich zur Kenntnis genommen, dass Sie sich für einen anderen Bewerber entschieden haben. Darf ich Sie nach den Gründen für die Absage fragen? Meine Unterlagen können Sie gern abspeichern und mich zu einem späteren Zeitpunkt kontaktieren, sobald in Ihrem Betrieb eine ähnliche Position zu besetzen ist.“
Bloß nicht überreagieren
Auf keinen Fall solltest du überreagieren. Anrufen, um dem Personaler mal so richtig deine Meinung zu sagen, wäre ein ganz schlechter Zug.
Zwar würdest du damit ganz bestimmt beim Personaler in Erinnerung bleiben, aber leider nicht in positiver. Wer weiß, ob das Unternehmen nicht in absehbarer Zeit wieder einen passenden Job ausschreibt oder der Personalverantwortliche in ein paar Jahren in einer anderen Firma arbeitet und du dort wieder auf ihn triffst?
Ebenso wäre es sehr unklug, deinen Frust in den sozialen Medien abzuladen. Sicher würde es dir für den Augenblick besser gehen, wenn deine Follower dir zustimmen und mit dir über das Unternehmen fluchen, aber eine unbedachte Äußerung auf Facebook und Co. kann dir für die Zukunft unüberwindbare Steine in den Weg legen und wirft auch bei anderen Arbeitgebern kein gutes Licht auf dich.
Nicht verzweifeln: Leichter gesagt als getan
Bettle nicht um eine Chance, sondern nimm die Absage erst einmal hin. Es ist auch wenig sinnvoll, anzurufen und nach weiteren möglichen Jobs zu fragen, denn Fakt ist: Würde dich der Personaler in einer anderen im Unternehmen frei werdenden Position sehen, hätte er dich diesbezüglich kontaktiert. Es gibt einen Unterschied zwischen Interesse und Verzweiflung. Bewahre dein Selbstbewusstsein und nimm die Absage hin. Du kannst dich später wieder in dieser Firma bewerben, für den Moment kann der Personaler nichts für dich tun.
Solltest du bereits etliche Absagen bekommen haben, aber noch nicht eine einzige Einladung zu einem Bewerbungsgespräch, ist der Zeitpunkt gekommen, deine Bewerbungsstrategie zu überdenken und deine Unterlagen von einem Profi checken zu lassen. Es kann sich übrigens auch lohnen, sich während des Bewerbungsprozesses coachen zu lassen.
Wenn du merkst, dass deine Motivation schwindet, gönne dir bewusst ein paar Tage ohne Bewerbungsstress und unternimm etwas, das dir Freude macht und dir deine Energie zurückgibt. Vor allem Langzeitarbeitslose sollten einmal Urlaub machen und sich nicht das ganze Leben von der Jobsuche diktieren lassen. Danach geht es mit frischer Kraft und neuen Ideen weiter.
Wenn der Personaler eine Absage schreiben muss
Eine Umfrage des Haufe Personalmagazins und der Bewerbungsplattform Softgarden aus dem Jahre 2016 ergab, dass manche Stellensuchende sehr unter einer Absage leiden. So wurde beispielsweise geäußert, die Absage fühle sich an wie „Schluss machen per SMS“ oder „wie eine Ohrfeige“.
80 Prozent der Befragten kritisierten, dass nur Standardabsagen verschickt werden. 20 Prozent bemängelten die fehlende Wertschätzung, weil etwa ihr Name im Absagebrief falsch geschrieben und der Zeitraum bis zur Absage extrem lang war oder der Job, dessen Anforderungsprofil ein anderer Bewerber besser erfüllen würde, kurze Zeit später erneut ausgeschrieben wurde. Für dich bedeutet das: Nimm eine Absage niemals persönlich –diese Statistik zeigt, dass es deinen Mitbewerbern ebenso ergeht!
Bei aller Enttäuschung oder Mutlosigkeit kann es helfen, einzusehen, dass der Personaler nicht dein Gegner ist, sondern auch nur ein Mensch, der seine Arbeit erledigen muss. Personalverantwortliche bekommen sehr viele unterschiedliche Bewerbungen auf den Tisch und haben mit der Zeit Routine darin, die Person hinter den Zeilen zu begreifen. Sie müssen auch Menschen absagen, die in einer schwierigen Lage und dringend auf einen Job angewiesen sind.
Warum es oft schwer ist, Gründe zu benennen
Unternehmen müssen sich immer häufiger gegen Klagen wegen Verletzung des Antidiskriminierungsgesetzes (AGG) wehren. Deshalb wird als Absagegrund vorsichtshalber immer das fachliche Anforderungsprofil genannt und verschwiegen, wenn eigentlich Geschlecht, Alter, Herkunft, Behinderung oder sexuelle Orientierung nicht den Wünschen entsprechen. So nehmen sich Firmen vorsorglich aus der Schusslinie und schieben im Zweifel lieber unverfängliche Begründungen vor.
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