Das Wichtigste auf einen Blick:

Jeder Mensch hat Schwächen. Versuche nicht, sie vor dem Personaler zu verheimlichen, sondern gehe souverän und reflektiert mit ihnen um.
Du solltest deine Schwächen nicht einfach akzeptieren, sondern aktiv daran arbeiten, sie in den Griff zu bekommen.
Konzentriere dich im Vorstellungsgespräch jedoch besser auf solche Schwächen, die für den Job weniger relevant sind.
Im Vorstellungsgespräch versuchen Personaler manchmal, mit clever gestellten Fragen hinterrücks etwas über deine Schwächen zu erfahren.

Im Vorstellungsgespräch kommen nicht nur deine Stärken, sondern auch deine Schwächen auf den Tisch. Früher war es üblich, einen Bewerber direkt nach seinen Schwächen zu fragen. Ein erfahrener Personaler erkennt diese allerdings, zumindest teilweise, im Laufe des Bewerbungsgespräches.

Kommt zum Beispiel der Bewerber eine Viertelstunde zu spät, weil er erst noch einen Parkplatz suchen musste oder den Bus verpasst hat, lässt dies darauf schließen, dass er unpünktlich und schlecht organisiert ist. Hat er sich im Bewerbungsschreiben als zuverlässiges Organisationstalent dargestellt, wird er im Gespräch mit Sicherheit diesbezüglich noch in die Mangel genommen. Sitzt er wie ein Häufchen Elend vor dem Personaler und spricht mit leiser, unsicherer Stimme, dann kann es sich bei ihm nicht um den abschlussstarken, kommunikativen Verkäufer handeln, der im Stelleninserat gesucht wurde. 

Befasse dich vor dem Bewerbungsgespräch mit deinen Schwächen

Mache dir bewusst, dass jeder Mensch, auch der Personaler, Schwächen hat. Es wird als Stärke ausgelegt, Fehler und Schwachpunkte zuzugeben, und immerhin kann man daran nur arbeiten, wenn man sie kennt. Für die Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch empfiehlt es sich, eine Liste mit all deinen Schwächen zu erstellen. Schreibe zuerst einmal alle auf – sowohl die privaten als auch die beruflichen. Vielleicht helfen dir Familienmitglieder und Freunde dabei. Dann überlegst du dir zu jedem Punkt, wie dir diese Schwäche vor allem in beruflicher Hinsicht im Wege steht und was du bereits dagegen getan hast bzw. wie du damit umgehst.

Was Personaler gar nicht hören wollen

Wer regelmäßig Vorstellungsgespräche führt, hört immer wieder die gleichen Floskeln. Oft wird versucht, eigentliche Stärken als Schwächen zu verpacken, um damit zu punkten. Das durchschaut ein Personalverantwortlicher aber recht schnell. Hakt er nach, kann er sein Gegenüber leicht ins Schwitzen bringen, denn meistens handelt es sich um einen Kandidaten, der sich wenig bis gar nicht auf das Gespräch vorbereitet hat und sich auch ansonsten kaum mit sich selbst auseinandersetzt.

Selten wagt es ein Bewerber, echte Schwächen zu präsentieren. Steht er jedoch dazu, zeigt er, dass er einerseits zur Selbstreflexion fähig ist und andererseits den Mut hat, offen mit seinen Fehlern und Schwächen umzugehen.

Nenne echte Schwächen, aber nicht ausschließlich solche, die für den gewünschten Job relevant sind. Ideal ist es, wenn du gleich ein Beispiel oder eine Situation parat hast und aufzeigst, wie du damit umgehst oder daran arbeitest.

Echte Schwächen im Vorstellungsgespräch nennen

Die cleverste Art und Weise, deine Schwächen zu präsentieren, ist, eine mit Bezug zum Job zu nennen und eine, die für die Arbeit absolut irrelevant ist.

Wir zeigen dir nachfolgend einige Beispiele, welche Schwächen im Vorstellungsgespräch aus der Masse herausstechen. Natürlich solltest du diese nur als Anregung nehmen, um deine eigenen Schwachstellen herauszufinden.

Schwächen mit Bezug zum Job

„Ich mache oft mehrere Dinge gleichzeitig und bin etwas chaotisch. Aber seit diesem Jahr habe ich angefangen, eine Agenda zu führen und mit To-do-Listen zu arbeiten, und ich merke, dass es eine echte Erleichterung ist, strukturiert vorzugehen.“ 

„Ich komme gut mit dem Computer zurecht, bin aber sehr langsam beim Tastaturschreiben. Nächste Woche fange ich deshalb einen Kurs an, damit ich endlich das Zehn-Finger-System lerne.“ 

Schwächen ohne Bezug zum Job

„Ich habe schon zweimal angefangen, Französisch zu lernen, und gab jedes Mal nach ein paar Lektionen auf. Mir fehlt einfach das Sprachtalent.“ 

„Ich habe Angst vor Hunden und wechsle immer die Straßenseite, wenn mir einer entgegenkommt. Dabei bin ich ansonsten sehr tierlieb, aber seit mich einmal ein Schäferhund gebissen hat, habe ich großen Respekt.“ 

Fragen im Vorstellungsgespräch, die auf deine Schwächen abzielen

Jeder Personaler hat so seine eigene Taktik, deine Schwächen herauszufinden. Natürlich wissen sie, dass die meisten Stellensuchenden Ratgeber lesen und sich vermeintlich gute Antworten zurechtlegen. Deshalb finden sie Wege, dich aus dem Konzept zu bringen bzw. dir keine Möglichkeit zu geben, die brav auswendig gelernten Schwächen zu präsentieren.

Nachfolgend findest du einige Beispiele, wie die indirekten Fragen nach deinen Schwächen im Bewerbungsgespräch aussehen können:

  • Welche Eigenschaften stören Sie an sich selber?
  • Was würden Ihre Freunde auf die Frage antworten, was sie am meisten an Ihnen nervt?
  • Was stört Sie an Teamkollegen am meisten?
  • Welche Eigenschaften sollte ein guter Chef niemals haben?
  • Was denken Sie, welche Eigenschaften Ihnen das Berufsleben erleichtern könnten?
  • Wie würden Ihre letzten Arbeitskollegen Sie beschreiben?

Mitunter bedient sich der Personaler auch einer Skala von 1 bis 10 und lässt dich die von ihm genannten Eigenschaften einordnen. Dann solltest du nicht einfach eine Zahl nennen, sondern deine Antwort auch möglichst clever begründen. Wir empfehlen dir, nie die volle Punktzahl zu nennen, denn Verbesserungspotenzial gibt es immer. Auf keinen Fall solltest du tiefstapeln, sondern dich ehrlich und selbstbewusst einschätzen.

Die Frage nach den Stärken und Schwächen ist neben sogenannten Stressfragen für die meisten Stellensuchenden das Unangenehmste im Bewerbungsgespräch. Betrachte die Vorbereitung darauf aber positiv:

Du lernst dich besser kennen und realisierst, in welchen Bereichen du richtig gut bist und in welchen du an dir arbeiten solltest.

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