Das Wichtigste auf einen Blick:
Du möchtest nach der Schule ein Studium beginnen? Oder nach der Ausbildung deinen Abschluss an der Uni nachholen? Dann befindest du dich in bester Gesellschaft: Zwar ist die Zahl der Studienanfänger 2020 leicht rückläufig, verglichen mit dem vergangenen Jahrzehnt insgesamt aber noch immer auf einem hohen Niveau. Leider kannst du jedoch nicht mit jedem Abschluss auch an jeder Universität studieren – Mindestvoraussetzung dafür ist die Hochschulreife. Insgesamt gibt es in Deutschland drei Abschlüsse, die dich jeweils in unterschiedlichem Ausmaß für das Studieren an Hochschulen qualifizieren.
Allgemeine Hochschulreife
Die allgemeine Hochschulreife ist wohl der Hochschulzugang, der den meisten geläufig sein dürfte. Sie erlaubt dir formal das Studieren an Universitäten sowie Hochschulen und Fachhochschulen. Sobald du die Abiturprüfung bestanden hast, hast du die allgemeine Hochschulreife in der Tasche und damit deine Qualifikation für ein Studium. Theoretisch jedenfalls. Denn da die Hochschulen – gerade bei beliebten Studiengängen wie BWL oder Medizin – regelmäßig an die Grenzen ihrer Kapazitäten geraten, akzeptieren sie häufig nur Schüler mit entsprechenden Noten. Diese Regelung nennt sich Numerus Clausus.
Es gibt eine ganze Reihe an Bildungsträgern, die dir den Abschluss Abitur ermöglichen. Dabei gilt inzwischen in 15 von 16 Bundesländern für alle das Zentralabitur; nur Rheinland-Pfalz führt die Prüfungen noch dezentral durch. Zentralabitur bedeutet, dass die Prüfungsaufgaben allesamt vom Kultusministerium des jeweiligen Landes vorgegeben werden. Die beiden gängigsten Bildungswege sind die folgenden.
Abitur an allgemeinbildenden Schulen
Der klassische Weg zum Abitur ist die Laufbahn an einem Gymnasium, an dessen Ende die Abiturprüfung steht. Über alle Bundesländer hinweg einheitlich geregelt ist dabei lediglich, dass mindestens eine der maximal fünf Prüfungen mündlich erfolgen muss. Der Rest wird schriftlich oder in Form einer Präsentation abgefragt. Wenig einheitlich ist ferner die Dauer der Schulzeit für Abiturienten: Während einige Bundesländer an einer 12-jährigen Schullaufbahn (G8) inklusive Oberstufe festhalten, wird in anderen Bundesländern 13 Jahre lang die Schulbank gedrückt (G9).
Die Tendenz zeigt wieder recht deutlich in Richtung einer verlängerten Schulzeit – nach einer längeren Übergangsphase werden beispielsweise Schulen im Flächenland Niedersachsen ab 2021 wieder vollständig zu G9 wechseln.
Abitur an Privatschulen
Dein Abitur kannst du nicht nur an einer allgemeinbildenden Schule, sondern auch an einer Privatschule machen. Privatschulen unterscheiden sich von anderen Schulen insofern, als sie sich in freier Trägerschaft befinden – also von Kirchen, Vereinen, mitunter sogar Privatpersonen finanziert und organisiert werden. Laut Statista gibt es in Deutschland derzeit knapp 6.000 solcher Einrichtungen mit einer leicht steigenden Tendenz.
Privatschulen werden nur bis zu einem bestimmten Grad beziehungsweise kurz nach ihrer Gründung gar nicht vom Kultusministerium gefördert, weshalb viele dieser Schulen auf Schulgeld angewiesen sind – also monatliche Beiträge, die sich meist im unteren dreistelligen Bereich befinden. Warum also eine Privatschule wählen, wenn der Unterricht dort viel Geld kostet?
In dieser Sache debattieren Fachleute bis heute. Wohl auch, weil es eine pauschale Antwort auf diese Frage nicht gibt. Lehrinhalte, Nachmittagsbetreuung, Schulsport, die Qualität der Verpflegung: Häufig bieten private Träger in dieser Hinsicht mehr als ihre staatlichen Pendants, jedoch unterscheiden sich Privatschulen in diesen Gesichtspunkten untereinander wiederum deutlich. Zudem ist die Entscheidung für oder gegen den Besuch einer solchen Einrichtung stark abhängig von der persönlichen Situation:
- Wie ist die finanzielle Situation deiner Eltern?
- Ist der Schulweg zum nächsten allgemeinbildenden Gymnasium signifikant weiter?
- Gibt es für dich wichtige Förderangebote, die eine staatliche Schule nicht anbietet?
- Legen du oder deine Eltern Wert auf ein bestimmtes pädagogisches Konzept?
Es ranken sich übrigens einige wenig schmeichelhafte Mythen um private Gymnasien, die mehrheitlich aber ziemlich weit hergeholt sind. So sind die Einrichtungen weder exklusive Bildungsstätten für ultrareiche Eliten, noch können sich gute Noten erkauft werden. Eine 2018 veröffentlichte Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung machte obendrein mit dem Vorurteil Schluss, dass Privatschüler bessere Noten erhalten. Fest steht: Das oben genante Zentralabi gilt auch für private Gymnasien.
Fachhochschulreife
Die Fachhochschulreife berechtigt dich, ähnlich wie die allgemeine Hochschulreife, zum Studium an Hochschulen und gilt als der zweithöchste Bildungsabschluss. Universitäten erlauben aber nur unter gewissen Bedingungen, dass du dich immatrikulierst. Eine geläufige Regelung ist hier, dass der Studiengang inhaltlich zur Fachrichtung des Abschlusses passen muss. Noch ein Unterschied zur allgemeinen Hochschulreife: Um die Fachhochschulreife zu erlangen, musst du erfolgreich einen schulischen und einen praktischen Teil absolvieren.
Der schulische Teil der Fachhochschulreife
Den theoretischen Teil der Fachhochschulreife erlangst du quasi automatisch, sofern du auf ein Gymnasium gehst – mit erreichen der 12. Klasse der Oberstufe beziehungsweise in einigen Bundesländern mit Zulassung zur Abiturprüfung. Auch an anderen Einrichtungen kann dieser theoretische Teil absolviert werden, etwa an Berufsfach- oder Waldorfschulen.
Der praktische Teil der Fachhochschulreife
Was du tun musst, um den praktischen Teil der Fachhochschulreife zu schaffen, hängt von dem Bundesland ab, in dem du zur Schule gegangen bist. Denn hier wird erneut ein Unterschied zwischen G8 und G9 gemacht: Schüler, die die gymnasiale Oberstufe nach der 11. Klasse verlassen haben, müssen dafür eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen können. Schüler aus Bundesländern mit G9-Regelung – also mit einer um ein Jahr längeren Schulzeit – dürfen außerdem eine Laufbahn bei der Bundeswehr oder eine vierjährige berufliche Tätigkeit geltend machen. In beiden Fällen darf der praktische Teil nicht später als acht Jahre nach Erwerb des schulischen Teils absolviert werden.
Auch beim praktischen Teil gibt es je nach besuchter Bildungseinrichtung einige Sonderregelungen. Schüler einer höheren Handels- oder Abendschule beispielsweise können ihren praktischen Teil auch während der Schulzeit oder sogar davor erledigen.
Fachgebundene Hochschulreife
Ebenfalls ein höherer Bildungsabschluss ist die fachgebundene Hochschulreife. Diesen erlangst du nicht etwa an allgemeinbildenden Gymnasien, sondern an Fach- oder beruflichen Gymnasien. Eine zweite Fremdsprache, also etwa Französisch oder Latein, musst du für diesen Abschluss nicht erlernen. Ähnlich wie bei der Fachhochschulreife gilt hier: Mit der fachgebundenen Hochschulreife darfst du an allen Fachhochschulen studieren, an Universitäten wiederum nur bedingt.
Meist wirst du nur zu einem bestimmten Studiengang zugelassen, wenn dieser zu deinem Schwerpunkt in der Schule passt. Für Wirtschaftswissenschaften oder BWL wirst du zum Beispiel an den meisten Unis zugelassen, wenn du einen guten Abschluss an einem Wirtschaftsgymnasium gemacht hast.
Mit Erlangen der Hochschulreife – sei es die Fachhochschulreife, die allgemeine oder die fachgebundene Hochschulreife – hast du erst den ersten von vielen weiteren Schritten geschafft. Denn bevor du überhaupt mit dem Studieren beginnen kannst, musst du eine Bewerbung für das Studium schreiben. Trotzdem: Mit der Hochschulreife in der Tasche bist du auf deinem Weg zum Traumjob ein ganzes Stück nähergekommen.
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