Das Wichtigste auf einen Blick:
In Zeiten von Europass und zunehmender Digitalisierung ist ein handgeschriebener Lebenslauf eine echte Rarität geworden. Es gibt nur noch wenige Unternehmen, die ausdrücklich danach verlangen. Doch gerade kleine, familiengeführte Betriebe in konservativeren Branchen besinnen sich wieder zunehmend auf diese Kunst. Kunst deshalb, weil es gar nicht so einfach ist, einen Lebenslauf handschriftlich zu verfassen. Alle Bequemlichkeiten, die mit einem Schreibprogramm am Computer oder Online-Vorlagen einhergehen, fallen dabei nämlich weg. Das schließt auch praktisches Copy-Paste und Rechtschreibprüfungen ein. Aber warum verlangen manche Firmen auch im Jahre 2019 noch (oder besser: wieder) nach händisch verfassten Lebensläufen?
Handgeschriebener Lebenslauf: Was spricht dafür?
Ähnlich der Frage nach der Gehaltsvorstellung im Anschreiben ist auch die Aufforderung, einen handschriftlichen Lebenslauf einzureichen, eine Art Test. Unternehmen können so feststellen, ob du die Stellenanzeige gründlich gelesen hast. Schickst du trotz explizitem Wunsch nach einem handgeschriebenen Lebenslauf einen getippten, zieht der Personaler zwei mögliche Rückschlüsse: Er geht entweder davon aus, dass du die Ausschreibung nicht richtig gelesen hast – oder er denkt, dass du ein Problem damit hast, Anweisungen Folge zu leisten. Beides zeugt für ihn nicht davon, dass du für die Stelle geeignet bist.
Ein handgeschriebener Lebenslauf beweist außerdem, dass du den Job wirklich haben willst. Einen Lebenslauf von Hand zu schreiben, ist eine zeitintensive Aufgabe. Kein Rechtschreibprogramm bewahrt dich vor Buchstabendrehern, falscher Groß- und Kleinschreibung oder warnt dich, wenn sich ein Grammatikfehler eingeschlichen hat. Entdeckst du einen Fehler im handschriftlichen Lebenslauf zu spät, musst du zwangsläufig von vorne anfangen.
Solchen Aufwand betreibt ein Bewerber nur, wenn er an der ausgeschriebenen Position wirklich interessiert ist. Für den Betrieb reduziert das von vorne herein die Menge an relevanten Bewerbungen. Das macht das Aussieben leichter und den gesamten Bewerbungsprozess effizienter.
Was du über die Erstellung eines handgeschriebenen Lebenslaufes wissen musst
Ein handgeschriebener Lebenslauf ist keine Kopie eines tabellarischen Lebenslaufes, sondern eine Art Aufsatz über deine Karriere. Und noch einen entscheidenden Unterschied gibt es zwischen einem handschriftlichen und einem getippten Lebenslauf:
Ein handschriftlicher Lebenslauf erzählt deinen Werdegang in chronologischer Reihenfolge. Beginnend mit deinen persönlichen Daten über deine schulischen Stationen, Ausbildung oder Studium, FSJ und Praktika bis hin zu deinen beruflichen Erfahrungen, die in der aktuellsten Anstellung enden. Im abschließenden Absatz beschreibst du deine Soft Skills, Hobbys oder ehrenamtliche Tätigkeiten sowie eventuelle Auslandserfahrungen.
Die tabellarische Version hingegen ist umgekehrt chronologisch. Das bedeutet, der Karriereabschnitt beginnt mit der aktuellen Beschäftigung. Auch im Absatz über deine Schulbildung arbeitest du dich vom letztbesuchten Institut zu dem, dessen Besuch am längsten her ist.
Mit diesen Tipps wird dein handgeschriebener Lebenslauf ein Erfolg
Willst du sichergehen, dass dein handschriftlich verfasster Lebenslauf beim Personaler gut ankommt? Dann muss er ein paar wichtige Kriterien erfüllen. Dazu gehört ein schönes, einheitliches Schriftbild ebenso wie bewusst ausgesuchte Unterlagen und strukturelle Eigenschaften.
Tipps für eine schöne Handschrift im handgeschriebenen Lebenslauf
- Wähle dein Schreibgerät mit Bedacht: Kugelschreiber, Filzstift und Co. sind das Aus für die Erfolgschancen deiner handschriftlichen Bewerbung.
- Lass dir beim Schreiben deines Lebenslaufes Zeit. So vermeidest du nicht nur Fehler, sondern schreibst auch in einem gleichmäßigen Schriftbild.
- Schreibe deinen Lebenslauf mit einem Tintenfüller. Besonders schön wird dein Schriftbild mit einem speziellen Schönschreibfüllfederhalter oder einem Kalligraphie-Füller.
- Lange nicht mehr mit Füller geschrieben? Dann lege ein paar Übungsrunden ein. Schreibe kurze Sätze und das Alphabet, um dich wieder an das händische Schreiben zu gewöhnen.
- Übe deine Handschrift auf dem gleichen Papier, auf dem dein handgeschriebener Lebenslauf am Ende stehen wird. Jedes Papier hat andere Schreibqualitäten und Saugeigenschaften.
Tipps für einen ansprechend gestalteten Lebenslauf in Handschrift
- Verwende für deinen handschriftlichen Lebenslauf unbedingt hochwertiges Papier, keines aus dem Drucker oder College-Block. Ideal ist 80–90 Gramm schweres Blanko-Papier.
- Zeichne leichte, gleich breite Abstände zu den linken, rechten, unteren und oberen Rändern des Papiers mit einem weichen Bleistift vor. So sieht das Geschriebene nicht ausgefranst aus.
- Um gerade zu schreiben, kannst du entweder Linien vorziehen oder ein liniertes Blatt unterlegen. Selbst gezogene Orientierungslinien radierst du später einfach aus.
- Deine Handschrift ist nicht die Schönste? Gib dir trotzdem Mühe, leserlich zu schreiben. Auch wenn dein handgeschriebener Lebenslauf so in mühevoller Kleinarbeit entsteht.
- Versuche, nicht zu groß, aber auch nicht zu klein zu schreiben, aber verstelle deine Schrift nicht zu sehr. Das hält man meist nicht lange durch, was die Einheitlichkeit des Designs ruiniert.
- Verzichte unter allen Umständen auf Tipp-Ex, Tintenkiller oder Durchstreichen. Verschreibst du dich, fang von vorne an. Damit das nicht zu oft passiert, verwende eine Vorlage.
Tipps für Inhalt und Struktur deines händisch geschriebenen Lebenslaufes
- Schreibe deinen Lebenslauf am Computer vor und später von Hand ab. Das erleichtert dir den strukturellen Aufbau, vor allem aber das fehlerfreie Schreiben deines Lebenslaufes.
- Dein handgeschriebener Lebenslauf sollte aus 3 Teilen bestehen: der Einleitung (persönliche Daten), dem Hauptteil (Karriereweg) und dem Schluss (Soft Skills, Fortbildungen).
- Lasse logische Abstände zwischen einzelnen Absätzen. Eventuell kannst du sogar Zwischenüberschriften verwenden. So gegliedert wird dein Lebenslauf leserlicher.
- Auch für den handschriftlichen Lebenslauf gilt: Zwischen den Stationen sollten keine Lücken klaffen. Gibt es derartige Auszeiten, solltest du sie mit wenigen Sätzen erklären.
- Achte trotzdem darauf, dass dein handgeschriebener Lebenslauf 4 Seiten nicht überschreitet. Lass dich deshalb aber nicht zu einer bloßen Auflistung deiner Karrierestationen hinreißen.
- Versuche, deinen professionellen Lebensweg auch bei vielen Berufswechseln gut begründet, aber ohne zu weit auszuholen, wiederzugeben. Konzentriere dich aufs Wesentliche.
- Ein handgeschriebener Lebenslauf endet wie ein tabellarischer mit Datum und Ortsangabe. Der Vollständigkeit halber solltest du den handschriftlichen Lebenslauf aber auch noch unterschreiben.
In diesen Berufen kann ein handschriftlicher Lebenslauf gefordert werden
Ein von Hand geschriebener Lebenslauf wird selten verlangt. Aus den genannten Gründen kann es aber in bestimmten Bereichen trotzdem vorkommen. Vorrangig ist das in konservativen Arbeitsbereichen der Fall, etwa bei Bundesbehörden wie Polizei oder Bundeswehr.
Auffallend häufig wird er außerdem von Studierenden gefordert, die sich auf ein Stipendium bewerben. Als solcher darfst du auch das durchschnittliche 4-Seiten-Limit für handschriftliche Lebensläufe getrost und großzügig überschreiten.
Handgeschriebener Lebenslauf, um die Bewerbung zu individualisieren?
Um aus der Masse an Bewerbungen herauszustechen, kannst du etwa Farben im Lebenslauf verwenden, ein ausgefallenes Deckblatt erstellen oder, wenn die Branche es gestattet, auf ein anderes Bewerbungsformat ausweichen, wie eine Präsentation oder ein Video. Von einem Lebenslauf in Handschrift als Mittel zur Individualisierung deiner Bewerbung solltest du aber absehen.
- Erstens ist ein handschriftlicher Lebenslauf selbst bei der schönsten Schrift schwerer zu lesen als ein getippter.
- Zweitens bedeutet handgeschrieben auch immer ausformuliert und damit ausführlich verfasst. Das Lesen kostet den Personaler also mehr Zeit.
- Drittens sind wichtige Informationen in einem von Hand verfassten Lebenslauf versteckter als in einem tabellarischen. Da genügt es nicht, einen schnellen Blick auf die Angaben zu werfen.
- Ungefragt eingereichte handgeschriebene Unterlagen werden ziemlich sicher aussortiert.
Wenn also in der Stellenausschreibung nicht ausdrücklich nach einem Lebenslauf in Handschrift gefragt ist, dann greife auf den bewährten, am Computer erstellten zurück. Für viele Personaler ist ein ausformuliertes Curriculum nicht effizient. Deine gute Absicht in allen Ehren, aber ungefragt eingereichte handgeschriebene Unterlagen werden ziemlich sicher aussortiert.
Vorsicht auch beim Anschreiben: Nur weil eventuell ein handgeschriebener Lebenslauf verlangt wird, bedeutet das nicht automatisch, dass die gesamte Bewerbung handschriftlich sein soll. Das Anschreiben verfasst du in so einem Fall trotzdem maschinell. Willst du ganz sicher gehen, ruf im betreffenden Betrieb an und frage nach. Das unterstreicht dein Interesse an der Stelle zusätzlich – und das kann dir nur positiv ausgelegt werden.
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